Bessere Diagnose- und OP-Techniken ermöglichen die Behandlung bisher nicht erkannter Handverletzungen
Es gibt neue Behandlungsmöglichkeiten bei Handverletzungen. Vor allem junge Patienten und Sportler können davon profitieren. Früher hätte der Fußballer, den Christian Windhofer behandelt, sich einer aufwändigen Operation unterziehen müssen. Er brach sich das Kahnbein bei einem Sturz und der verheilte Bruch machte später Probleme. Nun gibt es jedoch neue Behandlungsmethoden. Ein kleiner Eingriff genügte, und er ist wieder Beschwerdefrei.
So wie ihm geht es vielen Österreichern. Oft bricht ein kleiner Handwurzelknochen – sehr häufig das Kahnbein – man geht nicht zum Arzt und der unbehandelte Bruch verheilt oft nicht. Deshalb kann es zu Spätfolgen kommen. Jetzt gibt es derartige Probleme minimal invasiv zu beheben.
Neue Erkenntnisse
„Das Wissen über die Funktionsweise der einzelnen Strukturen der Hand, des Handgelenkes und des Unterarmes hat in den letzten Jahren massiv zugenommen“, sagt Priv. Doz. Dr. Christian Windhofer. Deshalb existieren nun neue Behandlungsmöglichkeiten bei Handverletzungen. Der 50-jährige Facharzt und Handspezialist verstärkt das Team der Gemeinschaftspraxis Sportmed Plus in Salzburg. Durch aufwendige biomechanische und anatomische Untersuchungen konnten immer mehr Abschnitte der Hand erforscht und deren Bedeutung für eine gute Handfunktion erkannt werden. „Das ermöglichte nicht nur die Ursache vieler schmerzhafter Veränderungen zu erkennen, sondern auch effiziente und funktionsverbessernde Behandlungsmethoden zu entwickeln.“
Die Anwendung der Arthroskopie, wie beim Knie schon lange üblich – also das Einführen einer keinen Kamera durch Löcher in der Haut –, brachte Fortschritte in der Diagnose, und bietet die Möglichkeit, fehlgestellte oder unverheilte Brüche von Handwurzelknochen mit dieser „Schlüsselloch-Chirurgie“ zu behandeln und Instabilitäten des Speichen-Ellengelenkes zu operieren und zu stabilisieren. Das verkürzt die OP-Zeit und verbessert die Heilung und postoperative Beweglichkeit. Davon profitieren besonders junge Menschen.
Immer mehr Pseudoarthrosen
Rund 80 Prozent der Patienten sind jünger als 25 Jahre. „Derzeit sehen wir einen starken Zuwachs von Patienten mit Problemen aufgrund von früheren Kahnbeinbrüchen – wie Pseudoarthrosen“, sagt Windhofer. Solche Brüche würden im Röntgen oft primär nicht erkannt. Genaue Zahlen zu nennen sei schwer. Auch für Verletzungen des Diskus im Handgelenk, wie bei einem Eishockeyspieler, der bei Sportmed Plus in Behandlung ist, ist die Dunkelziffer hoch, da es sich um eine Verletzung handelt, die oft nicht diagnostiziert wird.
Neben dem Karpaltunnelsyndrom, eine schmerzhaften Einengung der Mittelnerven am Handgelenk mit der Folge von Gefühlsstörungen, gibt es diverse andere Kompressionssyndrome von Nerven an der oberen Extremität, welche sehr oft nicht erkannt werden und daher langandauernde Schmerzen mit Funktionseinschränkungen der Hand nach sich ziehen.
In jedem Fall bedürfen Veränderungen an der Hand, die schleichend auftreten, einer genauen Abklärung. „Das wichtigste ist immer noch, rechtzeitig zum Arzt zu gehen“, empfiehlt Windhofer. Die moderne Handchirurgie sei keine rein unfallchirurgische Domäne, sondern bedürfe großer Erfahrung in der Nerven-, Mikro- und Weichteilchirurgie.